Vereinsgeschichte

Gründung

Die Gründung des Müttervereins erfolgte im Anschluss an die Exerzitien für die Frauen vom 8. bis 13. Dezember 1916 und der Verein wurde am 16. Januar 1917 vom Diözesanbischof kirchlich errichtet. Bis zum Januar 1917 wurden bereits 161 Frauen in den Verein aufgenommen und ins Vereinsregister eingetragen. Der Mitgliederbeitrag betrug 1 Franken und wurde jeweils von «Einzügerinnen» einkassiert. Als erster Präses des Vereins wurde Pfarrhelfer Alois Enz gewählt, welcher selber die Vorstandsmitglieder bestellte. Frau alt Oberrichterin M. Halter-Berchtold wurde Präsidentin, Frau Josefa Berchtold-Zurgilgen amtete als Kassierin und Frau Oberrichter M. Eberli-Enz nahm als Aktuarin Einsitz im Vorstand. Am 25. November 1917 fand im Schulhaus die erste Vereinsversammlung statt.

Versammlungen

Bis 1930 fanden jährlich maximal ein bis zwei Vereinsversammlungen statt, an denen in der Regel der Präses einen Vortrag hielt, wobei vor allem religiöse Themen wie die christliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen zur Sprache kamen. Ab 1930 fanden dann pro Jahr drei bis vier Mitgliederversammlungen statt. Aus den Kurzprotokollen der damaligen Zeit ist leider nicht ersichtlich, wie viele Frauen jeweils an diesen sonntäglichen Versammlungen teilnahmen. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges versammelten sich die Frauen jeden 2. Sonntag im Monat zu einem Vortrag, der jeweils vom Präses gehalten wurde. Seit den 80er Jahren entfielen die monatlichen Versammlungen, dafür wurden verschiedene neue Aktivitäten ins Vereinsprogramm

aufgenommen.

 

Generalversammlung

Die jährliche Generalversammlung wurde bis 1963 immer vom Präses geleitet. Diese begann jeweils mit einem Gebet aus dem Vereinsbüchlein und es folgte ein Vortrag des Präses oder eines anderen Referenten zu einem aktuellen Thema. Nach den Vereinsgeschäften gab es einen gemütlichen Teil mit einem Zabig, welches über mehrere Jahre aus einem „Wienerli-Bankett“ bestand. Erst ab 1964 wurde die Generalversammlung durch die Präsidentin des Müttervereins geleitet. 1972 fand die Generalversammlung erstmals in einem Restaurant statt. Ab 1980 wurden die jährlichen Generalversammlungen immer abwechselnd an einem Sonntagnachmittag und im nächsten Jahr an einem Werktagabend abgehalten. Seit 2001 finden die Generalversammlungen nur noch am Abend statt.

Vorstandssitzungen

Das erste Protokoll einer Vorstandssitzung wurde  im Jahre 1941 verfasst. Dieses wie auch die nachfolgenden Protokolle zeigen, dass sich der Vorstand vor allem mit organisatorischen Fragen seiner Aktivitäten befasste. In dieser Zeit traten immer mehr Mitglieder dem Verein bei und auch immer mehr Aufgaben kamen auf ihn zu. 1972 wurde aus diesen Gründen der Vorstand auf neun Mitglieder erhöht.

Haushaltungsschule

Anlässlich der Jahresversammlung von 1918 wurde angeregt, in Giswil eine Haushaltungsschule einzuführen, um den jungen Töchtern Gelegenheit zu bieten, sich in allen Zweigen der Haushaltung auszubilden. Fast zehn Jahre später, im Jahre 1927 war es dann so weit, die Frauen konnten im Anschluss an die Jahresversammlung die neue Haushaltschule besichtigen. Der Mütterverein

stiftete den für damalige Verhältnisse recht grossen Betrag von Fr. 1‘000.00 an die Haushaltungsschule, welche unter der Leitung von Sr. Getulia Wegis stand.

Kurse und Vorträge

Im Februar 1919 wurde der erste 14-tägige Krankenpflegekurs für Frauen und Töchter durchgeführt. 1931 wurde ein Gemüse-Kochkurs durchgeführt und ab diesem Zeitpunkt wurden jedes Jahr Näh- und Flickkurse organisiert. Die Nähkurse fanden jeweils an drei Orten im Grossteil, im Kleinteil und im Durnacheli im Gesellenhaus statt. Später wurden solche Kurse auch ins Schulhaus verlegt. Diese Kurse wurden jeweils sehr gut besucht. Im Jahre 1933 wurde für einen Gemüseanbaukurs im Aaried Land gepachtet und dort ein grosser Garten angelegt. 1949 wurde an 8 Kurstagen ein Krankenpflegekurs durchgeführt, welcher von 78 Frauen und Töchtern besucht wurde. Das Kursgeld betrug Fr. 5.00. Ab dem Jahre 1945 wurden verschiedene Vorträge, die vor allem erzieherischen Themen beinhalteten, meistens unter Beizug von auswärtigen Referenten, gehalten. Diese Erziehungsberatungsvorträge für Väter und Mütter wurden gut besucht. Ab den 70er-Jahren wurden vermehrt auch Hobbykurse wie Bauernmalerei, Frivolité, Häkeln, Kerbschnitzen ins Programm aufgenommen.

Karitative Tätigkeiten

Schon kurz nach der Gründung wurden durch den Mütterverein auch karitative Tätigkeiten ins Vereinsprogramm aufgenommen. So empfahl die zweite Versammlung im Jahr 1918 den Mitgliedern, armen Schweizer Kindern einen Ferienplatz anzubieten. 1962 wurde der Vorstand erstmals mit dem Amt der caritativen Fürsorge erweitert. Frau Elisabeth Eberli-Albert, welche seit 1952 als Gemeindeschwester in Giswil tätig war, stand während rund 20 Jahren in diesem Vorstandsamt  im Einsatz. Zugleich wurde eine Fürsorgekasse für bedürftige Vereinsmitglieder eingerichtet. Ab dem Jahr 1963 wurden die Kranken im Kantonsspital in Sarnen und die Betagten im Bürgerheim Sarnen jeweils im Monat Dezember mit einer Bescherung überrascht. Ende der 70er Jahre wurde die

Organisation einer Nachbarhilfe ins Leben gerufen. Im März 1990 wurde der Verein für Familienhilfe, Haushilfedienst und Krankenpflege gegründet. Die Nachbarhilfe wurde diesem neuen Verein übertragen. Später wurde dieser Verein aufgelöst, da diese Aufgaben durch die heutige Spitex geleistet werden.

Beratungen

Seit dem Jahre 1952 wurde durch den Mütterverein eine Mütterberatung angeboten, welche einmal pro Monat benutzt werden konnte und sehr rege in Anspruch genommen wurde. Ebenfalls wurde eine Berufsberatung für Töchter mit Lehrstellenvermittlung und Stipendienvermittlung in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt in Sarnen angeboten.

Treffen junger Frauen

Da im Verein und im Vorstand die jungen Frauen untervertreten waren, wurde 1979 das „Treffen junger Frauen“ als Untergruppe

der Frauengemeinschaft gegründet. Seit ihrem Bestehen organisiert das Team speziell für junge Mütter Kurse, Wortgottesdienste für Mütter mit ihren Kindern, die Kinderfasnacht, Bastelnachmittage, die Kinderkleiderbörsen und anderes mehr. Das Team führte auch die einheitlichen Kommunionkleider ein, welche im Jahr 1982 von Frauen der FG genäht wurden, und seither auch durch das Team verwaltet werden. Auf Initiative des Teams entstand 1989 die Babysitter-Vermittlung und es wurden Kurse organisiert, um die Babysitter auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Später wurde diese Untergruppe in „Familientreff“ umbenannt.

Seniorenanlässe

1959 trafen sich zum ersten Mal die älteren Frauen, welche seit der Gründung 1917 im Mütterverein waren zu einem gemeinsamen Zusammensein. Damit war der erste „Altleutennachmittag“ geboren. 1961 wurden erstmals auch die Männer über 75 Lebensjahre zum Altleutenachmittag eingeladen. Der Anlass wurde rege besucht und auch Geistliche und Behördemitglieder nahmen daran teil. Bei musikalischer Unterhaltung wurde sogar das Tanzbein geschwungen. Die Altersnachmittage, welche jeweils monatlich vom Herbst bis im Mai stattfanden, waren zu einem beliebten Treffen geworden. Zur Tradition geworden sind auch die Altersfasnacht,

das St. Niklaus Preis-Jasset und die Altersausflüge. Im Jahr 1986 wurde das Seniorenchörli gegründet, welches seither regelmässig probt und auftritt. Bis heute hat die Seniorenarbeit, welche durch die Frauengemeinschaft ehrenamtlich organisiert und durchgeführt wird, eine wichtige und grosse soziale Bedeutung in der Gemeinde Giswil.

Ausflüge

1932 fand der erste Ausflug des Müttervereins nach Seelisberg statt. In den darauffolgenden Jahren wurden regelmässig Ausflüge

organisiert, wobei bis 1951 die Ziele der Vereinsausflüge fast immer Wallfahrtsorte waren. An diesen Ausflügen nahmen immer viele Frauen teil, war es für sie doch eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Ab 1952 wurde der Vereinsausflug fester Bestandteil des Jahresprogramms.

Neuzeitliche Anpassungen

1977 wurde der Mütterverein in „Frauen- und Müttergemeinschaft“ umbenannt. In dieser Zeit hatte sich der Verein dem

Schweizerischen Katholischen Frauenbund und dem Obwaldner Kantonalverband angeschlossen. Im Jahr 2003 erfolgte die Namensänderung in „Frauengemeinschaft Giswil“. 1985 wurden die Statuten aus der Gründerzeit ersetzt und eine letzte

Statutenrevision erfolgte im Jahre 2003. Seit 2004 wird der Verein durch ein Co-Präsidium geleitet und seit 2010 verfügt die FG Giswil über eine eigene Homepage.


Interview mit Martha Wicki

Im Jahr 2017 feiern wir das 100 jährige Bestehen der Frauengemeinschaft Giswil und da du ja auch einmal Präsidentin der Frauengemeinschaft warst, möchten wir mit dir gerne ein Interview machen.

 

In welchen Jahren warst du Präsidentin der Frauengemeinschaft?

Ich war Präsidentin von 1982-1991 und war die Nachfolgerin von Alice Rossacher. Ich bin nach einem Jahr im Vorstand als

Präsidentin gewählt worden.

 

Fühltest du dich sofort wohl in deiner Rolle?

Ich hatte zuerst Bedenken, ob ich es schaffe, den Verein nach aussen zu vertreten. Ich machte einen Kurs im
Schwarzenberg und nach einem halben Jahr fühlte ich mich sehr wohl im Verein. Ich hatte sehr gute Vorstandsfrauen, alle arbeiteten engagiert mit.

Welches waren deine Aufgaben?

  • Sitzungen leiten
  • GV organisieren
  • Verein nach aussen vertreten
  • Schauen, dass alles funktioniert

Wie hast du Sitzungen geleitet?

Ich hatte klare Strukturen. Sitzungsbeginn war um 20.00 Uhr. Ich führte die Sitzung und der Präses respektierte das.

Welche Angebote hatte damals die Frauengemeinschaft?

  • Seniorennachmittage (Jassen mit 70 bis 80 Personen im Singsaal)
  • Krankenhausbesuche (fällt heute wegen Datenschutz weg)
  • 3 mal Pro Jahr Altersheimbesuche in Sarnen, da Giswil noch kein Altersheim hatte
  • Nachbarschaftshilfe (übernimmt heute die Spitex)
  • Kurse durchführen (z.B. Rhetorikkurs, Fotokurs, Weindegustation, Männerkochkurse, Hosennähkurse, Bauermalerei usw.)
  • Altersfasnacht (mit ca. 150 Personen)
  • Ausflüge (jeweils etwa 2 Cars voll)
  • Gottesdienste am Mittwoch und Maiandachten

Welchen Stellenwert hatte damals die Frauengemeinschaft?

Die Frauengemeinschaft war wichtig im Dorf und hatte einen hohen Stellenwert.

Was denkst du, welchen Stellenwert die Frauengemeinschaft heute hat?

Ich denke, er ist immer noch wichtig, aber die Frauengemeinschaft ist mehr institutionalisiert.

Du hast ja in diesen vielen Jahren sicher einiges erlebt. Gibt es etwas, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ja, etwas habe ich erlebt, dass ich sicher erzählen darf, ohne dass diejenige Person, die es betrifft, böse wird.

Kaum nach meinem Antritt als Präsidentin hatte Willi Gasser, unser damaliger Pfarrer, die Idee, ein Seniorenchörli auf die Beine zu stellen. Ich fand es eine gute Idee und fragte, wer das Chörli wohl leiten würde? Willi Gasser meinte, er übernehme das und begleite die Lieder mit seiner Gitarre. Als die erste Probe war, ging ich zur Betagtensiedlung, um die Leute zu begrüssen. Etwa 25 Personen waren da, aber kein Pfarrer und keine Gitarre. Es blieb mir nichts anders übrig, als mit den Leuten selber zu singen. Ich konnte sie ja nicht wieder nach Hause schicken. Irgendwie haben wir diesen Nachmittag geschafft. Auf meine Nachfrage, wo Willi an diesem Nachmittag war, bekam ich die Antwort, er sei über Wilen nach Sarnen gewandert. Schliesslich war es ja sein freier Nachmittag! Und ich habe das Seniorenchörli nachher über 20 Jahre lang geleitet. So bin ich unfreiwillig zu einer Arbeit gekommen, die mir schlussendlich viel Freude gemacht hat.

Kannst du in kurzen Worten einen Rückblick auf deine Präsidentinnenzeit geben?

Es war für mich eine sehr reiche, intensive Zeit und ich habe gute Erfahrungen gemacht und viel gelernt dabei.

Gibst du uns einen Rat mit auf den Weg?

Schaut für einen guten Zusammenhalt und Harmonie im Vorstand.

Herzlichen Dank Martha für deine Ausführungen und alles Gute für deine Zukunft.

Ruth Blum und Sylvia Wolf